Carey Nieuwhof

Was ist der Unterschied zwischen einer wachsenden und einer schrumpfenden Gemeinde? Da gibt es natürlich einige, aber einer der größten Unterschiede, den ich feststellen kann, ist die Haltung der Leiter.

Leiter von wachsenden Gemeinden haben fast immer eine bestimmte Haltung gemeinsam. Dasselbe trifft auf Leiter von schrumpfenden Gemeinden zu. Und diese Haltung hat einen enormen Einfluss auf die Ergebnisse, welche die Gemeinde erreicht. Die Haltung ist vielleicht nicht ganz alles, aber beinahe.

1. Wir können oder wir können nicht

Der größte Unterschied, den ich zwischen wachsenden und schrumpfenden Gemeinden feststellen kann ist die Einstellung bezüglich der Frage, was möglich ist.

Wachsende Gemeinden glauben, dass sie können.

Schrumpfende Gemeinden glauben, dass sie nicht können.

Beide haben recht.

Eines meiner Lieblingszitate ist dasjenige von Henry Ford: „Ob du glaubst, dass du kannst oder dass du nicht kannst: Du hast recht.“ Damit trifft er ins Schwarze.

Wachsende Gemeinden finden einen Weg – auch da, wo keiner ist. Denn genau das ist eine Spezialität von Gott, wenn du die Bibel liest.

Wenn du mit deiner Leiterschaft zusammensitzt, sprecht ihr dann über 20 verschiedene Möglichkeiten, wie ihr etwas erreichen könnt, oder über 20 Gründe, wieso es nicht geht? Dies sagt weit mehr über deine Gemeinde, als es dir vielleicht lieb ist.

Wachsende Gemeinden glauben, dass sie können. So einfach ist das. Und selbst wenn sie falsch liegen, haben sie es wenigstens versucht. Der Auftrag ist wichtig genug, dass es sich lohnt, große Risiken einzugehen.

Wachsende Gemeinden glauben, dass sie können. Schrumpfende Gemeinden glauben, dass sie nicht können. Beide haben recht.

2. Sie oder wir

Schrumpfende Gemeinden fokussieren auf sich selber.

Wachsende Gemeinden fokussieren auf die Menschen, die sie erreichen wollen.

Wenn sich die Gespräche in eurer Leiterschaft nur um die Bedürfnisse und Wünsche eurer Mitglieder drehen, dann ist dies ein sicheres Zeichen, dass deine Gemeinde nach innen fokussiert ist.

Es ist der Auftrag der Gemeinde, die Welt zu erreichen. Für wachsende Gemeinden ist dies nicht bloßes Wissen, sondern sie leben das.

Abgesehen davon: Wer gibt sich schon gerne mit selbstbezogenen Menschen ab?

Ironischerweise enden selbstbezogene Menschen fast immer an einem überraschenden Ort: In der Einsamkeit. Weil ein Leben, das sich selbst gewidmet ist, uns in die Einsamkeit führt. Dasselbe gilt für selbstbezogene Gemeinden.

Wenn deine Gemeinde kleiner und kleiner wird, könnte es sein, dass ihr selbstbezogen seid?

Selbstbezogene Menschen sind am Ende immer alleine. Dasselbe gilt für selbstbezogene Gemeinden.

3.  Prinzipien oder Befindlichkeiten

Schrumpfende Gemeinden fokussieren auf die Befindlichkeiten ihrer Mitglieder.

Thomas hat die Musik nicht gemocht.

Alice denkt, wir haben nicht genügend Tiefgang.

Beat möchte ein neues Programm starten.

Und die Leiterschaft sieht ihre Aufgabe darin, darauf zu antworten, um alle zufrieden zu stellen. In Wahrheit beugen sich schrumpfende Gemeinden unter die Befindlichkeiten ihrer Mitglieder.

Wachsende Gemeinden tun das nicht.

Stattdessen fokussieren sie sich auf ihre Prinzipien (oder Strategien), welche ihnen helfen, noch mehr Menschen zu erreichen.

Wird dein Leitungsteam angetrieben von seinen Prinzipien oder von den Befindlichkeiten der Mitglieder? Der Unterschied zwischen diesen beiden ist wie Tag und Nacht.

Schrumpfende Gemeinden beugen sich unter die Befindlichkeiten ihrer Mitglieder. Wachsende Gemeinden tun das nicht.

4. Proaktiv oder reaktiv

Dies ist ein naher Verwandter der Punkte 2 und 3. Aber der Unterschied zwischen den beiden kann tödlich oder lebensspendend sein, je nachdem, wo du landest.

Wachsende Gemeinden sind proaktiv. Sie bestimmen ihre Agenda und gehen sogleich diejenigen Dinge an, welche einen Einfluss auf ihre Zukunft haben können.

Schrumpfende Gemeinden sind reaktiv. Sie lassen ihre Mitglieder die Agenda bestimmen und reagieren auf Probleme dann, wenn sie auftauchen.

Tatsächlich ist es sogar so, dass die meisten schrumpfenden Gemeinden so sehr damit beschäftigt sind auf Probleme zu reagieren, welche andere Menschen aufbringen, dass sie nie an den Punkt kommen, an dem sie einen Entwicklungspfad aufzeichnen könnten.

Wenn du nie einen Entwicklungspfad aufzeichnen kannst, dann wirst du auch keine Zukunft haben.

Wachsende Gemeinden haben eine starke Tendenz, ihre eigene Agenda zu bestimmen. Nicht in einem egoistischen Sinn. Sondern auf eine Art, welche es zielstrebigen Leitern ermöglicht zu erkennen, was der Auftrag erfordert und ihn zu erfüllen.

Leiter einer wachsenden Gemeinde lassen es einfach nicht zu, dass die Agenda der Anderen sie von ihrem Auftrag abhält.

Und in der Folge sind sie weit effektiver.

Wenn du nie einen Entwicklungspfad aufzeichnen kannst, dann wirst du auch keine Zukunft haben.

5. Jetzt oder vielleicht

Wachsende Gemeinden handeln. Und sie handeln jetzt.

Schrumpfende Gemeinden hingegen handeln nicht. Sie sagen zwar nicht, dass sie nicht handeln. Aber sie sagen einfach, dass sie sie sich ‚vielleicht‘ oder ‚irgendwann‘ oder ‚wenn die Zeit dafür reif ist‘ darum kümmern werden – was gleichbedeutend ist mit ‚nie‘.

Im Gegensatz dazu – wie ich an anderer Stelle bereits geschrieben habe – verbannen großartige Leiter und großartige Teams die Wörter ‚irgendwann‘, ‚jemand‘ und ‚etwas‘ aus ihrem Vokabular.

Wenn du wirkungsvoll sein willst, dann handelst du. Wenn du wirkungslos bleiben willst, dann handelst du nicht.

Reden ohne Handeln hat nur geringen Wert. Zu viele Gemeindeleiter sind Experten im Reden.

Darüber hinaus treffen sich zu viele Gemeindeteams um des Treffens willen.

Wenn du dich nicht mehr an das letzte Mal erinnern kannst als ihr eine bedeutende Entscheidung gefällt habt, welche die Ausrichtung eurer Gemeinde veränderte, dann verschwenden deine Leiter ihre Zeit.

Wenn du Sitzung über Sitzung über dieselben Dinge sprichst ohne eine Entscheidung zu fällen, dann dreht ihr euch im Kreis.

Bedeutet dies, dass auf jeden Punkt der Tagesordnung eine Handlung folgen soll? Ja und nein.

Wenn ihr nicht handeln wollt, dann streicht den Punkt aus der Tagesordnung und geht weiter.

Wenn ihr handeln wollt, dann handelt. Jetzt.

Fällt eine Entscheidung und geht dann weiter. Bleibt nicht im Niemandsland stehen, wo ihr der Lüge glaubt, dass das bloße Reden die Dinge löst.

Wie mein Freund Casey Graham sagt: „Handlung erzeugt Antrieb.“ Deshalb handle.

Carey Nieuwhof ist Hauptpastor der Connexus Community Church of Toronto, Kanada und hält Vorträge auf Konferenzen und in Gemeinden zu den Themen: Leiter und ihre Führungsqualitäten, Familien, Kindererziehung und persönliche Wiederherstellung. Mehr unter:  www.careynieuwhof.com