Phil Steiger

 Es war eine Woche wie in der Achterbahn.  Zu Beginn der Woche erhielt ich einen Brief von einem früheren Gemeindemitglied, das unter schwierigen Umständen weggegangen war. In diesem Brief hätte alles Mögliche stehen können. Aber er war ein großartiges Beispiel für ein aufrichtiges und versöhnliches Herz und ermutigte mich. Am nächsten Tag feierte unsere Gemeinde eine Handvoll elfjähriger Mädchen, die seit mehreren Jahren Bibelstellen auswendig gelernt hatten. An der Feier nahmen mehrere frühere Mitglieder teil, die auch zu anderen Gemeinden gewechselt hatten. Es war gut, wieder mit ihnen in Verbindung treten zu können, auch wenn sie die Gottesdienste nicht mehr länger mit uns feierten. Anwesend waren auch solche Personen, durch die für die meisten der ganze Abend peinlich und unangenehm wurde.

Ich hatte mich in jeden einzelnen von ihnen investiert. Pastoren essen und lachen mit den Leuten und versuchen, sie auf ihrem Weg mit Christus zu ermutigen. Wir beten über ihren Herzen, ihren Finanzen und Familien und fragen nach Gottes gutem Willen in ihrem Leben. Wir bieten gebrochenen und unvollkommenen  Menschen Möglichkeiten der Seelsorge an. Manchmal jubeln die Pastoren und oft weinen sie. Der Aufwand ist real.

Das Auf und Nieder in dieser Woche veranlasste mich darüber nachzudenken, was es für einen Pastor bedeutet, sich in eine Gemeinde einzubringen ohne jede Sicherheit, welches Ergebnis dieser Aufwand bringen würde. In Jesaja steht, dass Gottes Wort nie leer zurückkommt. (Jesaja 55, 11) Das gilt aber nicht für die Zeit des Pastors.

Ein paar Dinge lernte ich aus dem Leben von Paulus. Er mühte sich ab, Gemeinden zu bauen, wo auch immer er hinging und gibt uns Einblicke, wenn wir das Gleiche tun.

„Dafür mühe ich mich auch ab.“

Als Pastor zu dienen zieht  harte Arbeit nach sich, indem man sich in Leute investiert. Paulus schrieb an die Kolosser:

„Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, auf dass wir einen jeden Menschen in Christus vollkommenmachen. Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in seiner Kraft, die mächtig in mir wirkt. “ (1, 28-29).

Er machte sich Gedanken, ob er sich unter den Galatern umsonst gemüht hatte (Gal. 4, 11) und er ermahnte die Thessalonicher, jene zu respektieren, die sich für sie abmühten. (1.Thess. 5, 12)

Geistlicher Hirtendienst ist schwere Arbeit. Zumindest sollten wir ihn so ernst nehmen, dass er zu schwerer Arbeit wird. Das bedeutet aber nicht, dass er zwangsläufig armselig ist. Schließlich war Paulus dankbar für die Menschen, denen er diente. Doch dieser Dienst nimmt oft mehr als er zurückgibt.

Aber Paulus erinnert uns daran, dass wir unser ganzes Bemühen einsetzen sollen für unsere Gemeinde. Wir wollen ja dasselbe erreichen wie Paulus – sehen, wie Menschen in das Bild Christi verwandelt werden, bereit für sein Kommen. Manchmal sind sie eine Freude und manches Mal nicht. Aber wir investieren uns nicht in Menschen, weil wir einen irdischen Lohn erwarten. Wir richten unseren Blick auf die ewige Belohnung.

Bete und sei dankbar

Wenn Paulus eine Gemeinde liebte und es wenig zum Verbessern gab, betete er für sie und war dankbar. (1. Thess. 1, 2) Solche Situationen sind einfach. Zum größten Teil sind Pastoren glücklich, Kurskorrekturen vorzunehmen und die Leute in der Art Christi zu ermahnen und dankbar zu sein für wunderbare, wohlmeinende Menschen.

Paulus sagte auch zu einer Gruppe von Christen, die viel Disziplin benötigten, dass er dankbar sei für sie. (1.Kor.1, 3) Sie waren weit entfernt davon, perfekt zu sein. Aber es gab Anzeichen von Gottes Wirken unter diesen Christen, die aus Gottes Gnade errettet worden waren. Obwohl noch viel getan werden musste, gab es Grund zur Dankbarkeit.

Investiere dich in Familie und Freunde.

Gegen Ende seines Lebens schrieb Paulus dem Timotheus einige abschließende persönliche Anweisungen. Daraus lernen wir, dass er ein normales menschliches Wesen mit gewöhnlichen Bedürfnissen nach Kleidung und Freunden war. Im 2.Tim. 4, 9-21 grüßt Paulus Freunde, fragt nach einem Mantel, den er in Troas vergessen hatte und bittet seine Freunde, ihn im Gefängnis zu besuchen. Paulus hatte sich eingebracht in das Leben der angeführten Personen und wusste, dass er am Ende ihre Gesellschaft brauchte. Einer unserer kraftvollsten Puffer zwischen der Arbeit mit einer Gemeinde und dem Burnout ist unsere Zeit mit der Familie und den engsten Freunden. Die Liebe einer Freundschaft kann ein sicherer Ort sein für Akzeptanz und Bestätigung. Gute familiäre Beziehungen können für die Behaglichkeit von gemeinsamen Mahlzeiten und Erinnerungen sorgen. Da werden wir wieder aufgefüllt, wenn unser Dienst als Pastor unseren Tank fast geleert hat.

Versöhne dich, wo es möglich ist.

Im selben Abschnitt im 2.Timotheus schreibt Paulus: „Bringt Markus mit; er kann mir gute Dienste leisten.“ (4, 11 GNÜ) Bekannter weise gingen Paulus und Markus getrennte Wege in Apostelgeschichte 15, weil Paulus dachte, Markus könne nicht durchhalten. Jetzt, Jahre später, sehen wir nicht nur eine versöhnte Beziehung sondern auch die Sehnsucht von Paulus nach seiner Gesellschaft.  Versöhnung bedeutet Schwerarbeit. Es braucht dazu zwei Menschen, die Beziehung mehr schätzen als ihre Kränkungen. Aber ein Pastor lernt, wie wertvoll es ist, wenn christliche Brüder und Schwestern wieder zusammenfinden. Tragt nichts nach und lasst Bitterkeit nicht wachsen. Vergebt, betet für die Menschen und gebt Acht, wenn Gott die Türen für Versöhnung öffnet

Lasst, wenn nötig, los.

Paulus sagte zu Timotheus auch, dass ihm bei seiner ersten Verhandlung niemand beistand. Er schließt: „Gott möge es ihnen nicht anrechnen.“ (2.Tim. 4, 16)  Ein kluger Pastor weiß, dass er Schmerzen und Verluste, die mit seinem Dienst einhergehen, loslassen muss. Wenn nicht, machen wir uns selbst fertig und bleiben immer wieder stecken in denselben Verletzungen. Denk dran, dass der Herr mit dir ist.

Er ist deine Verteidigung und dein starker Turm. Er ist dein Retter und Freund, der näher ist als dein engster Freund und Bruder. Er liebt dich mehr als du weißt und hält dich fest in seinem Griff, egal was die Welt – oder deine Gemeinde – auch tut.

Phil und seine Frau Heather sind Pastoren der Living Hope Church in Colorado Springs. Besuche sein Blog.