Uwe Dahlke

Wenn daher behauptet wird, dass ein Leiter, der nichts verändert, nichts als ein Verwalter ist, heißt dies nicht, dass “Verwalter sein” etwas Negatives ist- im Gegenteil: der Verwalter ist sehr wichtig und ohne ihn kann ein Leiter nicht wirklich funktionieren. Aber hier geht es in erster Linie darum, die grundsätzliche Rollenverteilung zu verstehen.

Ein starker Leiter ist eher selten ein guter Verwalter und ein guter Verwalter selten ein starker Leiter. Ist aber jeder am richtigen Platz, so bilden sie zusammen ein unschlagbares Team! Ist es jedoch umgekehrt, haben wir in der Regel große Probleme in der Organisation.

Deshalb ist es wichtig, dass ich meine Rolle und Berufung genau kenne, um in die richtige Position finden zu können. Eine Möglichkeit, herauszufinden, was meine Stärken sind, ist der MBTI-Test.

http://www.typentest.de/typentest_de_-_erklarung/mbti.htm

Dieser Test kann mir dabei helfen zu erkennen, zu welcher Rolle ich befähigt bin.

Leiterschaft ist Bewegung!

Wenn wir von Leiterschaft sprechen, sprechen wir immer auch von Bewegung, denn Leiterschaft heißt Veränderung und ohne Bewegung gibt es keine Veränderung! Wenn Leiterschaft nichts verändert, treten wir auf der Stelle: wir stagnieren, anstatt uns weiter zu entwickeln. Einen Leiter, der nichts verändert, leitet nicht- er verwaltet lediglich.

Alle großen Ereignisse oder Erfindungen in der Weltgeschichte hatten mit Veränderungen des jeweils gegenwärtigen Zustandes (= Status quo) zu tun. Der Status quo ist z.B. der geistige Zustand einer Organisation/ Person, den wir als gegeben und eher unabänderlich hinnehmen. Die Beharrungskräfte eines Status quo sind unterschiedlich starke Motive. Dazu gehören u.a.:
– Angst
– Bequemlichkeit
– Selbstgefälligkeit
– Ignoranz
– Trägheit
– Traditionen
– Besitzstandswahrung & Positionssicherung
– Unglauben usw.

All diese Dinge kann man als gedankliche Blockaden gegenüber Veränderungen betrachten. Sie müssen erkannt und überwunden werden, um wirkliche Änderungen in einer Person oder Organisation herbeizuführen.

 Das Change Management oder wie bringe ich erfolgreich Veränderungen in meine Organisation und mein Leben?

Unter Change-Management versteht man die Summe der Erfahrungen und Prozesse, mit Hilfe derer man Veränderungen in einer Organisation oder im eigenen Leben sinnvoll und erfolgreich durchführen kann.

Merke: Das Change-Management ist nicht nur auf Organisationen, sondern auch auf uns anzuwenden! Auch wir haben dieselben Hindernisse in uns, wenn es darum geht, unsere Lebensumstände zu verändern.

Als Leiter muss uns deshalb eines klar werden: zu Leiten ruft oft Widerstände hervor, da Leiterschaft Bewegung ist und somit oft Gewohntes und Liebgewonnenes auflöst, verändert oder manchmal sogar zerstört!

Merke: Die meisten Menschen versuchen Änderungen des persönlichen Umfelds zu vermeiden oder führen sie erst dann durch, wenn die Kosten, beim “Alten” zu bleiben, höher sind, als die Kosten der Veränderung.

Schon hier zeigt sich, dass ein Leiter kein Verwalter sein darf! Der Verwalter tendiert in der Regel eher dazu, Strukturen zu erhalten, als sie zu verändern. Der Leiter aber hat die natürliche Fähigkeit, die bessere Zukunft zu sehen (=Vision) und die Kraft, diese Vision so zu kommunizieren, dass Widerstände aufgegeben und überwunden werden. Aus diesem Grund braucht ein guter Leiter auch einen starken “AQ”!

Der Adversary Quotient- AQ

Neben IQ und EQ gibt es auch den AQ (Adversary Quotient), den Gradmesser für die Fähigkeit, mit Widerständen umzugehen.

Um herauszufinden, wie stark dein AQ ist, kannst du dir folgende Fragen stellen:

– Gehe ich Konflikten gerne aus dem Weg?
– Suche ich lieber den Kompromiss?
– Tue ich lieber das, was alle tun?
– Bin ich bereit, für meine Meinung Konflikte auszutragen?

Ein echter Leiter zu sein bedeutet die Bereitschaft zu haben, Konflikte auszutragen, um die Widerstände zu überwinden, die sich einer Veränderung in den Weg stellen. Je weniger ich diese Bereitschaft habe, um so weniger bin befähigt, effektiv zu leiten.

Durch die ganze Bibel hindurch sehen wir, dass Leitung, die zu neuen Horizonten führt, Konfliktpotential in sich birgt und gute Leiter ihre Konflikte austragen und ertragen.

– Moses (2. Mose 14.10-14/ 17.2-5 / 4. Mose 21.4-7/ 4. Mose 14.1-11)

– David (1. Samuel 17.33-37/ 30.6-9)

– Jesus (Lukas 5.33-39/ 10.34-37/ Matthäus 9.10-13)

– Paulus (Apostelgeschichte 15.1-11)
Der richtige Umgang mit Konflikten

Ein guter Leiter ist auch weise und wird sein Ziel erreichen, ohne die ganze Organisation, die er in Veränderungen leiten soll, unterwegs zu verlieren. Weisheit sucht nach Wegen, auf denen so viele wie möglich in die notwendigen Veränderungen mitgenommen werden können. Dabei müssen wir lernen, dass es sowohl faule, als auch weise Kompromisse gibt.

Der faule Kompromiss sucht nur den Frieden und verliert die Vision aus den Augen. Sein Blick ist darauf gerichtet, jeden zufrieden zu stellen und selber jedermanns Liebling zu bleiben.

Der weise Kompromiss hingegen behält die Vision im Auge und sucht nach gebaren Wegen für Viele, auf denen die Veränderung trotzdem stattfinden kann.

Ein guter Change-Manager/-Agent wird deshalb bevor er Veränderungen oder Visionen verkündet, zunächst prüfen, welche Empfindungen, Besitzstände und Traditionen davon berührt werden.

Ein guter Weg ist es zum Beispiel, diese aufzulisten und dann die zu erwartenden Vor- und Nachteile gegenüberzustellen. (=Visioncasting). Wir brauchen dazu Zeit, Papier und ein paar Leute, die die Organisation und ihre Menschen gut kennen. Dann gehen wir die anstehenden Veränderungen Punkt für Punkt durch und überlegen, wo und warum Widerstände auftreten könnten. Im nächsten Schritt denken wir darüber nach, wie wir angemessen und vernünftig auf die Widerstände reagieren können und bringen alles zu Papier.
Je gründlicher wir diese Aufgabe bewältigen, desto leichter folgen die Menschen in der Organisation der Veränderung. Hier kommt das wichtige Prinzip des “Win-Win” ins Spiel. Win-Win (Gewinn-Gewinn) bedeutet: Beide Seiten eines Handels gewinnen beim Geschäft.

Menschen bewegen sich nur, wenn sie ausreichend Motivation für sich darin sehen

Es reicht also nicht aus, als Leiter nur persönlich von den Vorteilen überzeugt zu sein. Ein guter Leiter überzeugt auch weite Teile seiner Organisation von ihren Vorteilen und führt sie so in die Veränderung. Als Christen dürfen wir dabei unbedingt erwarten, dass Gott unsere Vision (vorausgesetzt wir haben sie von ihm empfangen) mit dem nötigen Back-up (Hilfe und Zeichen) versieht.

->Teil  2  Link

Uwe Dahlke ist Pastor Christliches Zentrum Karlsruhe. Für mehr Info besuche sein Gemeinde Webpage, http://www.czk.de/