Paul Clark

“…heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit…“ (Prediger 3,3-4) 

„Gott verspricht eine sichere Landung, aber keine ruhige Reise.“ (Unbekannt)

Vor einigen Tagen bin ich von der BFP-Konferenz in Willingen (Sauerland) zurückgekehrt. Sie war mit mehr als 1350 Pastoren und Gemeindemitarbeitern sehr gut besucht. Der Gastsprecher der Konferenz war Dave Ferguson aus Chicago, der so unglaublich viele Gemeinden gegründet hat, dass man in Europa fast dazu neigt anzunehmen, das müsse auf einem anderen Planeten stattgefunden haben.

Ich fand Daves Art zu kommunizieren als sehr angenehm. Er ermutigte seine Zuhörer, noch mehr Menschen zur Leiterschaft heranzubilden, und betonte in diesem Zusammenhang, dass wir als Leiter den Männern und Frauen in unseren Gemeinden die Möglichkeit geben sollten, eine größere Verantwortung zu übernehmen, auch wenn damit Risiken verbunden sind. Dave untermauerte sein Ziel, die Zahl der Leiter zu vervielfachen, mit einem Zitat von Bob Buford: „Meine Früchte wachsen auf den Bäumen anderer.“

Die BFP-Konferenz war sehr erbaulich – sowohl im Hinblick auf die Predigten als auch auf den Lobpreis. Es wurde jedoch ein Aspekt, der mich ziemlich ernüchtert und gleichzeitig sehr nachdenklich gestimmt hat. Ich will nicht negativ sein, aber im Gespräch mit einigen Pastoren und Gemeindemitarbeitern, die ich schon seit einigen Jahren kenne, habe ich festgestellt, dass viele Leiter und manchen Gemeinden in große Krisen stecken. Ein Pastorenehepaar, dem ich versuchte Mut zuzusprechen, erzählte mir, dass sie sich am Tag zuvor mit drei Pastoren zum Essen getroffen hatten, die alle drei selbst in einer Krise stecken. Hier ist eine Liste von Nöten, die in meinen persönlichen Gesprächen vorkamen:

  • Burnout
  • Ehekrisen
  • Mangelnde finanzielle Mittel
  • Spannungen innerhalb des Vorstands der Gemeinden
  • Krankheiten und Depressionen
  • Zunehmende Überalterung der Gemeinden
  • Mangelnde Anerkennung des Pastorendienstes
  • Spannungen zwischen den derzeitigen Pastoren und ihren Nachfolgern

Die Liste der Krisen ist sehr lang und erdrückend, aber ich glaube und bete, dass Gott meinen Brüdern und Schwestern in Not helfen wird. Unsere Gebete sind sehr wichtig, aber gleichzeitig sollten wir auch zur Tat schreiten und unseren Gebeten Flügel verleihen. Wenn du einen Gemeindeleiter kennst, der gerade zu kämpfen hat, lass ihm heute ein Wort der Ermutigung zukommen, sei es durch einen Anruf, eine SMS oder eine WhatsApp-Nachricht oder, noch besser, lade ihn zu einem Essen bei deinem Lieblingsitaliener oder beim Griechen ein.

Fürchte dich nicht davor, jemanden zu fragen, wie es ihm wirklich geht. Vielleicht wird er dir eine sehr lange und emotionale Antwort geben, aber nimm dir die Zeit, ihm wirklich zuzuhören. Man kann nie genug zuhören. Dietrich Schindler schrieb: „Zuhören ist in der heutigen Zeit ein Ausdruck der Liebe.“

Wenn du oder deine Familie gerade in einer Krise stecken, fürchte dich nicht davor, es einzugestehen und vertraue dich einem Freund oder Kollegen an. Je nachdem, wie deine Situation aussieht, solltest du dir vielleicht sogar professionelle Hilfe suchen. Auf keinen Fall aber solltest du die Probleme einfach verdrängen! Wenn wir uns von anderen Menschen isolieren, schadet uns das letztendlich mehr wie wenn wir Beziehungen mit ihnen pflegen.

Es ist gut, wenn wir Geschwister haben, die für uns beten und uns mit Rat und Tat zur Seite stehen, aber ich bin auch realistisch genug, um zu wissen, dass wir manche Herausforderungen allein mit dem Herrn bewältigen müssen. So erging es auch David in einer der größten Krisen seines Lebens: „Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen. Denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert, jeder war erbittert wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. Aber David stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott.

Ich empfehle euch, einmal den Artikel „Als Gemeindeleiter emotional gesund bleiben“ von Peter Scazzero zu lesen. Peter spricht hier sehr offen über viele der komplizierten und schmerzhaften Wahrheiten in unserem Leben und unserem Dienst als Leiter. Er schrieb: „Emotionen, die nicht verarbeitet wurden, sterben nicht und kommen immer wieder hoch.“

Ich habe größten Respekt vor Pastoren und Gemeindeleitern, die außerhalb der Gemeinde noch einer Arbeit nachgehen müssen, um ihre Familie zu ernähren. Als wir in Michigan unsere erste Gemeinde gründeten, hatten auch wir finanziell sehr zu kämpfen. Mechthild arbeitete als Reinigungskraft; ich gab Gitarrenunterricht und hatte zugleich eine Stelle als Hausmeister. Dennoch haben wir diese Zeit nie bereut. Mein Freund Tom, ein Pastor im Ruhestand, der in den USA mehre kleine Gemeinde leitet, schrieb mir:

„Ich war oft frustriert, weil mir so wenig Zeit für meinen Dienst blieb. Dennoch hatte ich nie das Gefühl, dass mich das zu einem Pastor zweiter Klasse machte, auch wenn meine Frau manchmal zu spüren glaubte, dass andere Pastoren auf uns herabsahen. Ich fühlte mich sehr gesegnet, immer Arbeit zu haben, mit dessen Ertrag ich unser Einkommen aufstocken konnte. Aber zurückblickend muss ich sagen, dass es ein großer Segen war, wie ich auf diese Weise meinen Aufgaben, in den kleinen Gemeinden kleiner Städte als Pastor zu dienen, gerecht werden konnte. Sicherlich war es auch ein Segen für unser Gemeinde Verband.“

Im Lauf der Jahre habe ich beobachtet, dass Krisen nicht ewig andauern, sondern nur für eine gewisse Zeit. Im Gemeindedienst zu stehen ist sehr hart und sicher keine „Bowl of Cherries“, wie die Amerikaner sagen. Auch ich habe schon Tage erlebt, an denen ich mir wünschte, der Herr würde mich „up beamen“ und aus meiner Not herausheben. Kürzlich hörte ich, wie Mike Batterson von der ersten Gemeinde berichtete, die er gegründet hatte.  „In dieser Zeit lernte ich, während des Lobpreises die Augen zu schließen, denn wenn ich sah, wie wenige Menschen im Raum waren, verlor ich den Mut.“ Wir alle müssen so manche Herausforderung meistern, aber lass uns nie aufgeben!

Auf der BFP-Konferenz berichtete Dave Ferguson von einer Studie, die belegt, dass die Mitgliederzahl von 80 Prozent aller Gemeinden in den USA rückläufig ist oder zumindest auf dem aktuellen Wert stagniert. Die Situation im deutschsprachigen Europa dürfte dieser sehr ähnlich sein, wenn sie nicht sogar noch schlimmer ist. Wir sollten die Herausforderungen, vor denen wir bei der Gemeindearbeit stehen, nicht beschönigen. Es ist ein Segen zu wissen, dass die BFP weiterhin wächst und in den letzten fünf Jahren 70 neue Gemeinden gegründet hat, auch wenn fast 60 Prozent dieser Gemeinden weniger als 50 Mitglieder und ein Drittel von ihnen Migrationshintergrund haben. Im deutschsprachigen Europa gibt es tatsächlich noch viel Land einzunehmen!

Dieser E-Letter ist lang geworden, aber ich hoffe, dass dich der ein oder andere Gedanke daraus dazu anregt, in deinem Leben und deinem Dienst zur Tat zu schreiten. Darüber hinaus bete ich, dass ich dich dazu ermutigen konnte, dich nach jemandem auszustrecken, der gerade eine harte Zeit durchmacht, und ihm zuzuhören. Jemand hat einmal geschrieben: „Ein Wort der Ermutigung nach einem Versagen ist wichtiger als eine Stunde des Lobens nach einem Erfolgserlebnis.“ 

Wenn wir am Ende sind…Gott ist am Anfang. Lass uns nie vergessen, dass der Glaube an unseren Herrn und Heiland Berge versetzen kann und dass Gott unserer Hoffnung ein Zuhause geben wird!

Möge Gott dich und deine Familie stark segnen!

Paul Clark

PS. In einigen meiner Gespräche auf der BFP-Konferenz habe ich auch Zeugnisse von Gottes Sieg erfahren. Viele Menschen haben mich gefragt, wie es mir geht, und ich durfte mit großer Freude berichten, wie gut die Gemeindegründung in Bregenz vorangeht.

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