Paul Clark

Wir leben in einer Zeit, in der die Verpackung fast so wichtig wie der Inhalt ist! Wie sieht unsere Gemeinde nach außen hin aus? Kommt sie positiv, optimistisch, lebendig und einladend herüber? Oder wirkt sie eher pessimistisch, gleichgültig und vielleicht sogar kränkelnd? Das Erscheinungsbild deiner Gemeinde ist fast genauso ausschlaggebend wie die Botschaft, die du predigst, wenn du Menschen positiv beeinflussen willst, die wenig mit Christen oder Gemeinden zu tun haben. Du bekommst keine zweite Chance, um einen ersten positiven Eindruck zu machen!  Befrei dich also von einer gewissen ‚Betriebsblindheit’ und wirf einen neuen Blick auf deine Gemeinde.

Biete ein gutes Erscheinungsbild!

Schon von außen sollte das Gemeindehaus einen guten Eindruck machen, denn mögliche Besucher sehen das Äußere, bevor sie einen Blick auf das ‚Innenleben’ einer Gemeinde werfen. Die Blumenkübel sollten gepflegt sein, Unkraut hat entlang des Bürgersteigs oder im Innenhof nichts zu suchen und das Display im Schaukasten muss immer auf dem neuesten Stand. sein. Wenn der Besucher die Innenräume betritt, geht er hoffentlich nicht auf eine Reise zurück in die 80er Jahre oder früher! Auch hier gilt: weniger ist mehr! Gegenstände oder Möbelstücke, die nicht oder wenig gebraucht werden, müssen weg. Gemeinderäume frisch zu streichen kostet nicht viel Geld! Poster längst vergangener Veranstaltungen müssen zeitnah entfernt werden, genau wie ablaufende Einladungen und alte Zeitschriften. Ordentliche und saubere Toiletten hinterlassen einen gewichtigeren Eindruck bei Gästen als man denkt. Her mit den Papierhandtüchern und weg mit abgenutzten, feuchten Stoffhandtüchern!

Gäste werden herzlich begrüßt, und das nicht nur von vorne!

Es ist so basic, aber scheint dennoch so schwierig zu sein für so viele Gemeinden! Wie oft habe ich selbst erlebt und auch von anderen gehört, dass man als Gottesdienstgast vor oder nach dem Gottesdienst von niemandem persönlich angesprochen wird. Gemeindemitglieder hängen lieber mit anderen und vertrauten Gemeindemitgliedern ab. Der Unterschied zwischen einer attraktiven und unattraktiven Gemeinde ist oft der erste menschliche Kontakt – ein Lächeln, ein Händeschütteln, ein bedeutungsvolles Gespräch. Es ist so wichtig, dass dieser erste Kontakt den bestmöglichen ersten Eindruck macht. Unattraktive Gemeinden sind ‚Insider Clubs’ oder Cliquengemeinschaften, in die neue Leute kaum rein kommen. Selbst für langjährige Christen ist es oft sehr schwer, in einer neuen Gemeinde Fuß zu fassen und sich heimisch zu fühlen, weil sie oft das Gefühl vermittelt bekommen, dass es keinen Platz mehr gibt für einen Neuankömmling.

Erwartet deine Gemeinde überhaupt Besucher? Wir als Pastoren und Mitarbeiter müssen alles daran setzen, die Struktur unsere Gemeinde konkret so zu prägen, dass es  leicht ist für neue Leute, Anschluss zu finden. Der amerikanische TV-Gaststättenexperte Gordon Ramsay sagt:  „Es ist leichter, die derzeitigen Gäste zu binden als neue zu finden.“ Die Erklärung von Pastor Mark Waltz finde ich sehr passend: „Bevor die Musik beginnt, bevor die Botschaft verkündigt wird, sollte der Besucher es als wohltuend empfinden, in unserer Gemeinde zu sein. Er sollte wissen, dass er uns wichtig ist, bevor er hört, dass er Gott wichtig ist.“

Sprich eine verständliche Sprache!

Der Gemeindeberater Alan Danielson wirft die Frage auf, ob die Worte, die von vorne gesprochen werden, für Gäste leicht verständlich oder schwer zu verstehen sind: „Welche Begriffe werden verwendet? Ist unsere Sprache klar und in sich logisch? Ist sie relevant?“ Diese Fragen muss sich jeder stellen, der einen Gottesdienst moderiert, den Lobpreis leitet oder predigt. Als Pastor habe ich immer versucht, so gut es geht, nicht ‚zu fromm’ zu sprechen. Beispielweise verzichtete ich generell auf das Wort Bruder oder Schwester, weil der durchschnittliche Besucher wenig damit anfangen kann. Begriffe wie Bekehrung, Geistesgaben, Hauskreis und eine Mehrzahl anderer Insiderbegriffe müssen wir so ‚unfromm’ wie möglich erklären, damit unsere Zuhörer verstehen, was wir meinen. Wir haben die Aufgabe als Christen, durch Sprache eine Brücke zu bauen, um Frauen und Männer, die in unserer modernen Kultur beheimatet sind, für Christus zu erreichen.

Biete die Möglichkeiten zu dienen oder sich zu engagieren!

Viele Menschen suchen heute nach echter Bedeutsamkeit für ihr Leben und entdecken, dass der Dienst am Nächsten Freude und Zufriedenheit bringt. Der englische Schriftsteller Charles Dickens schrieb: „Keiner ist nutzlos in dieser Welt, der die Last eines anderen erleichtert.“ Ich habe im Laufe der Jahre immer wieder observiert, wie gerne Menschen sich in der Gemeinde sozial engagieren, bevor sie dann ihr Leben Christus anvertrauen. „Belonging before Believing“ (dazugehören vor dem glauben) hilft Menschen in einer praktischen Art zu verstehen, was wahre Gemeinschaft für einen Christen bedeutet. Attraktive Gemeinden haben einen Weg gefunden, ihrer Stadt zu dienen und haben Projekte und Aktionen entwickelt, in denen sich Menschen auf den verschiedensten Verbindlichkeitsebenen einbringen können.

 Ein Vorschlag zum Schluss

Nimm Dir die Zeit, in einer Mitarbeiterrunde noch weitere Merkmale einer attraktiven Gemeinde zu identifizieren und wirf einen klaren Blick auf deine eigene Gemeindesituation. Betriebsblindheit kann am besten überwunden werden durch die Augen und Ohren eines Außenstehenden. Alan Danielson schreibt weiter: „Eine Gemeindekultur kann bewusst geschaffen werden oder sich im Wildwuchs entwickeln. Wenn Leiter nicht darüber nachdenken und ihre Gemeindekultur gezielt planen, finden sie sich über kurz oder lang in einer selbstzentrierten, der Masse angepassten und Gott entehrenden Gemeinde wieder.“ Ich weiß, es ist keine einfache Aufgabe, die eigene Gemeinde streng unter die Lupe zu nehmen, aber Jakobus macht uns Mut: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden.“ (Jakobus 1,5 ELB) Hab Mut und packe an!

Paul Clark hat mit seiner Frau Mechthild Gemeinden im Saarland, Rheinland-Pfalz und Thüringen gegründet und dient als Coach in verschiedenen Gemeindegründungsprojekten und berät Gemeinden in Zeiten großen Umbruches. Er hat das ‚Forum für Leiterschaft im Gemeindebau’ ins Leben gerufen um Pastoren und Gemeindeleiterin in ihren Dienst zu ermutigen: www.forumgemeindebau.de/