Ron Edmondson

Als ich meinen Masterabschluss zum Thema „Leiter und ihre Führungsrolle“ machte, habe ich eines gelernt: Es ist schwer zu definieren, was eine gute Leitung wirklich ausmacht.

John Maxwell sagt: „Leitung ist Einfluss“.

Ich mag einfache Definitionen. Was einfach ist, ist effektiv und leicht zu vermitteln.

Aber dennoch habe ich die Beobachtung gemacht, dass Leitungskompetenzen nicht mit ein paar einfachen Worten zu definieren sind. Es gibt wirklich viele Mythen in Bezug auf Leiter und ihre Führungsrolle – besonders wenn es darum geht, wie diese Führungsrolle praktisch ausgeführt werden soll. Ich begegne immer wieder Menschen, die keine Ahnung haben, was echte Leitungskompetenzen sind und was nicht.

Ich nenne im Folgenden einige dieser Mythen.

Meine sieben Lieblingsmythen über Leiter und ihre Führungsrolle lauten:

Zum Leiter wird man durch seine Position

Wirklich? Ich glaube nicht. Manche glauben, dass sie sich automatisch in eine kompetente Führungskraft verwandeln, wenn man ihnen einen tollen Titel verleiht. Das stimmt aber nicht. Ich habe viele Leute in hohen Positionen kennen gelernt, denen niemand wirklich gefolgt ist. Sie geben vielleicht Anweisungen und verlangen einen gewissen Gehorsam, aber niemand gehorcht ihnen gerne. Vielleicht sind sie Chefs, aber in meinen Augen sind sie keine Leiter.

Wenn man keine Klagen hört, sind bestimmt alle zufrieden

Interessant! Hast du schon einmal etwas von passiver Aggression gehört? Tatsache ist, dass der Leiter manchmal der letzte ist, der etwas von einem Problem mitbekommt. Manche Menschen sind Vorgesetzten gegenüber befangen. Andere wissen nicht, wie sie ihren Leiter auf ein Problem ansprechen sollen und beklagen sich deswegen bei allen anderen, nur nicht bei ihm. Und manchmal bestimme ich durch meinen Führungsstil selbst, wer mir erzählt, was ich wirklich wissen muss.

Man kann alle Menschen auf dieselbe Art leiten

Mittlerweile weiß ich, dass das überhaupt nicht stimmt. Es funktioniert ganz einfach nicht. Alle Menschen sind verschieden und sprechen auf unterschiedliche Führungsstile an. Ich behaupte nicht, dass das einfach ist, aber wenn man effektiv sein möchte, dann wird man lernen müssen, die Menschen so zu behandeln, wie es ihrer Persönlichkeit entspricht.

Leiterschaft (Mitarbeiterführung) und Management sind dasselbe

Große Organisationen brauchen beides, aber es ist nicht dasselbe und man braucht dafür unterschiedliche Fähigkeiten. Einfacher gesagt: Bei Leiterschaft (Mitarbeiterführung) geht es hauptsächlich darum, Menschen zu befähigen und dahin zu bringen, dass sie einer gemeinsamen Vision folgen – und das oft ins Unbekannte. Management ist dagegen mehr die Kunst, innerhalb einer festgelegten Richtung möglichst effizient zu arbeiten.

Als Leiter bist du beliebt

Ach, wenn wenigstens dieser eine Mythos wahr wäre – meine Kritikliste wäre so viel kürzer! Leider ist sie aber meistens länger als die Ermutigungsliste. Die Wahrheit ist, dass Leiter sehr einsame Menschen sein können. (Deswegen sollten sie sich mit Menschen umgeben, von denen sie ermutigt werden und sie sollten immer bereit sein, umzudenken.) Man kann nur dann Kritik vermeiden und als Leiter „beliebt“ sein, wenn man keine Entscheidungen trifft, nichts verändert, niemals den Status quo in Frage stellt – in anderen Worten: nicht leitet.

Leiter müssen extrovertiert und charismatisch sein

Das stimmt überhaupt nicht. Zum Glück. Einige der besten Leiter, die ich kenne, sind sehr introvertiert und still. Und sie leiten tatsächlich sehr große Gemeinden und Organisationen. Leitung IST Einfluss. Wenn jemand vertrauenswürdig und verlässlich ist, Integrität besitzt und ein wertvolles Ziel verfolgt, folgen ihm andere.

Leiter sind erfolgreich, wenn sie andere kontrollieren

Absolut nicht. Das ist kein Führungsstil, sondern Diktatur. Effektive Leiter ermutigen andere zum Leiten. Sie fordern Menschen heraus, kreativ zu sein und für die Umsetzung der Vision Eigenverantwortung zu übernehmen. Solche Leiter lernen, Aufgaben zu delegieren, indem sie andere bevollmächtigen.

Ron Edmondson ist Pastor und Gemeindeleiter. Sein Herz brennt für Gemeindegründungen. Er verhilft Gemeinden zu neuem Aufschwung und berät Pastoren und Gemeindeleiter, wenn es um Fragen von Leitungskompetenzen, Strategien und Alltagsbewältigung geht. Ron war mehr als 20 Jahre mit einem eigenen Unternehmen in der Wirtschaft tätig. Seit über 10 Jahren berät er nunmehr hauptberuflich Kirchengemeinden, siehe www.ronedmondson.com/